Auf Seiten des fördernden Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW war die Überzeugung von der Sinnhaftigkeit der Maßnahme stark, und die Teilnahmebedingungen waren bewusst nicht zu eng formuliert. Trotzdem übertraf die enorme Resonanz im positiven Sinn alle Erwartungen. Gefragt hatte die Ausschreibung nach ortsspezifischen Konzepten und realistischen Ideen für Dritte Orte mit deutlich kultureller Programmatik, getragen von einem zukunftsfähigen Verantwortungsnetzwerk und mit konkreten Kooperations- und Netzwerkpartnern. Als Richtschnur der Projektentwicklung hatte das Ministerium gemeinsam mit einer interdisziplinären Fachjury und einem externen Programmbüro zehn wesentliche Merkmale ausgearbeitet. Zu diesen, die seitdem den Dritten Orten als Leitlinien ihrer Planungen dienen, gehören u. a. eine gute Erreichbarkeit, ein niedrigschwelliger Zugang, erweiterte Öffnungszeiten, eine einladende Atmosphäre und Gestaltung, eine gute technische Ausstattung sowie eine Einbindung in die Stadt- / Dorf- bzw. Regionalentwicklung.
ERSTER ORT, ZWEITER ORT, DRITTER ORT
Ein Treffpunkt für alle, ein Ort, um Kultur zu erleben und aktiv zu gestalten – das sind „Dritte Orte“ in Nordrhein-Westfalen. Neben dem ersten Ort, dem Zuhause, und dem zweiten, dem Arbeitsplatz, können sich hier Menschen begegnen und gemeinsam engagieren.
17 Projekte qualifizierten sich im ersten Juryverfahren für eine zunächst einjährige Förderung. Die besagten zehn Merkmale hatten sie in ein auf ihre lokalen Bedingungen zugeschnittenes bedarfs- und beteiligungsorientiertes Konzept gegossen, das die Fachjury überzeugte. Im Verlauf des Förderjahres konnten die geförderten Projekte ihre Kernidee in enger Begleitung durch das Programmbüro und teils unterstützt durch weitere Fachkräfte konkreter ausarbeiten. Das zweistufige Förderverfahren der Dritten Orte sah als nächste Förder- und Entwicklungsstufe eine dreijährige Umsetzungsphase vor. Der Übergang in diese erfolgte allerdings nicht automatisch. Auch die bereits in Phase 1 geförderten Projekte mussten hierfür ein umsetzungsreifes Konzept vorlegen. Dabei setzten manche Projekte spezifische Schwerpunkte für Themen wie Interkultur, kulturelle Bildung oder Digitalisierung. In den Bewerbungsprozess stiegen zusätzlich ganz neue Projekte ein, die sich erstmals bewarben. Da ein Drei-Jahres-Wirtschaftsplan und ein Ratsbeschluss der Kommune vorzulegen waren, stiegen die Teilnahmeanforderungen für Phase 2 deutlich. Der im Vergleich hoch erscheinende Anspruch macht allerdings Sinn, betrachtet man die Umsetzungsphase als realistische Test- und Aufbauzeit, die den späteren, nachhaltigen Regelbetrieb vorbereiten soll.
Aktuell verwirklichen 26 örtliche Initiativen und Netzwerke überall in NRW ihre Dritten Orte. Sie hauchen alten Traditionsgasthöfen neues Leben ein, nutzen leere Kirchen und holen denkmalgeschützte Gebäude aus dem vorherigen Dornröschenschlaf. Aktive Gruppen, zivilgesellschaftliche Akteure und viele ehrenamtlich engagierte Einzelpersonen haben Vereine gegründet, Genossenschaften, Stiftungen oder gemeinnützige Gesellschaften sowie viele informelle Zusammenschlüsse, um die vielen Aktivitäten an den Dritten Orten zu ermöglichen und umzusetzen. Flankierend zu der monetären Unterstützung erhalten die Projektträger in beiden Phasen des Verfahrens individuelle Hilfe und Beratung durch das Team des eingerichteten Programmbüros, welches schon in die Entwicklungsphase des Programms eingebunden war. Mit einem 360-Grad-Blick begleiten und qualifizieren die Mitarbeiterinnen die Projektträger im Hinblick auf das Netzwerk von Akteurinnen und Akteuren, Inhalt und Kultur-Profil, Raum und Gestaltung, Trägerschaft und Verantwortungsstrukturen sowie Betrieb und Wirtschaftlichkeit des jeweiligen Dritten Ortes. Für die gesamte Projektfamilie organisiert und moderiert das Programmbüro themenspezifisch und praxisorientiert den Erfahrungsaustausch durch Workshops, Info-Abende und Tagungen und sorgt insbesondere für Know-how-Transfer unter den vielen haupt- und ehrenamtlich engagierten Dritte-Orte-Machern und -Macherinnen.